Bevor ich meine Meinung zu dem Buch schreibe – ich habe mir ein paar Sätze bzw. Absätze markiert die ich sehr wichtig fand.
(Seite 13 – TB Ausgabe)
„Die Jugendlichen werden überrollt von Informationen zum Thema Sex, und die Masse an Informationen und Bildern, die auf sie einströmt, wird ungefiltert und unverarbeitet von ihnen aufgenommen. Das führt dazu, dass sie sehr wohl wissen, was es alles gibt, aber das Ganze nicht einordnen können. Viele von ihnen wissen zwar, was Sadomaso bedeutet, was unter Gangbang und Sandwich-Sex zu verstehen ist, aber das grundsätzliche Wissen über Sexualität und darüber, was diese mit Liebe zu tun hat, fehlt fast immer. Die Deutsche Gesellschaft für Sexualwissenschaftliche Sozialforschung warnt vor einer besonders gefährlichen Mischung: “Das Wissen über Sex ist extrem gering, die Illusion jedoch, etwas darüber zu wissen, dafür umso größer.“ (Berliner Morgenpost vom 16.05.2008)“
(Seite 61+62 – TB Ausgabe)
„Es
ist unvorstellbar, dass Kinder heute im Internet ohne Passwort und
ohne Kontrolle unzählige Pornofilme anschauen und herunterladen
können. Für Kinder und Jugendliche stellt es kein Problem dar, im
Internet alles über Sex und Pornografie bis hin zu Hardcorevideos zu
finden. Mit einem Knopfdruck können Minderjährige bei youporn.de
alles anschauen, was der Pornomarkt zu bieten hat. Hier sehen sie
Sexualität in all ihren Facetten: ganz „normalen“
Geschlechtsverkehr, homosexuellen Verkehr, Gruppensex,
Vergewaltigungsszenen, Gangbang, Sadomaso und viele weitere Formen
der Pornografie – und diese Bilder bewegen sie dann in ihren
Köpfen. Aber leider bleibt es nicht dabei. Innerhalb weniger Minuten
sind die Filme auf die Mobiltelefone heruntergeladen und können so
in null Komma nichts von Handy zu Handy übertragen werden. Oft
werden diese Videoclips dann auf den Schulhöfen abgespielt und an
Freunde weitergeleitet.“
(Seite 92 – TB Ausgabe)
„Auch außerhalb der Schule werden diese Kinder schlecht in unsere Gesellschaft integriert, da oft kein Geld für Sport und andere Freizeitmöglichkeiten da ist. Da ist es kein Wunder, dass sie sich ihre eigenen „Freizeitbeschäftigungen“ in Form von Gangbangs und anderen Extremen suchen – zumal sie mit Sex eine Freizeitbeschäftigung haben, die sie sich finanziell leisten können. Die Kinder, von denen wir in diesem Buch berichten, werden von ihren Familien und von der Gesellschaft im Stich gelassen. Wir sind verpflichtet, uns um sie zu kümmern, ansonsten werden sie sich eines Tages gegen die Gesellschaft wenden.“
(Seite 111 – TB Ausgabe)
„Der Sex hat für sie aber auch noch den Nebeneffekt, dass sie dort vermeintlich die Gefühle erleben, die ihnen eigentlich ihre Eltern vermitteln sollten. Beim Sex erlebt so mancher junger Mensch zum ersten Mal körperliche Zuneigung. Viele der Kinder, mit denen wir tagtäglich zu tun haben, saßen noch nie auf dem Schoß ihrer Eltern oder wurden gar in den Arm genommen.“
(Seite 183 – TB Ausgabe)
„Wie oft mussten wir in den vergangen Wochen und Monaten die Fragen beantworten: „Warum schreibt ihr ein Buch über ein so abstraktes Thema?“ Vielen ist es peinlich, über ein solches Thema zu reden. Wie viel peinlicher ist es ihnen dann, mit einem Jugendlichen über das Erwachsenwerden und über Sexualität zu reden! Je aufgeklärter und freizügiger unser Land wird, desto weniger sprechen wir mit unseren Kindern über eines der wichtigsten Themen ihrer Entwicklung. Dabei ist genau das so wichtig. Wir müssen mehr reden. Das ist der wichtigste Grundsatz für die sexuelle Aufklärung von jungen Menschen. Und hier sind nicht nur die Schulen und Bildungszentren gefragt, sondern auch Eltern und Kirchen.“
Als ich das Buch zu lesen begann, wusste ich zuerst gar nicht um was es im Detail wirklich geht. Schon klar um Jugend, Sex, etc. Aber eben nicht genau.
In diesem Buch werden viele Geschichten von jungen Mädchen und Burschen erzählt – die regelmäßig in die Arche kommen und von den Sozialarbeitern dort betreut werden. Die Namen wurden geändert.
Zwischen den Geschichten der Kinder und Jugendlichen melden sich die Autoren mit Fakten und Zahlen zu Wort.
Es ist erschreckend in welchem Umfeld diese jungen Menschen aufwachsen und wie sie mit Sex und dergleichen in Kontakt kommen. Viele dieser jungen Menschen kommen aus sozial schwachem Umfeld, aus Plattenbausiedlungen etc. – aber auch diese Verrohung kommt in anderen Gesellschaftsschichten immer mehr vor.
Da gibt es Kinder, bei denen zuhause tagtäglich Pornofilme am Fernseher laufen – ich meine mich zu erinnern, 5 Jahre alt war der jüngste als er mit Pornofilmen konfrontiert wurde. Viele haben sehr junge Mütter die in kurzen Zeitabständen sehr viele wechselnde Partner hat – und vor ihren Kindern Sex hat und allerlei Sexpraktiken ausprobiert. Die Mütter finden es auch ganz normal wenn ihre Kindern schon ab 9 Jahren ihre Unschuld verlieren und ihre One-Night-Stand Partner mit nach Hause nehmen. Oft erzählten die Kinder auch, dass ihre Mutter ihnen zugesehen hat – oder gar irgendwann mitgemacht hat. Dass die Partner der Kinder auch mit ihrer Mutter irgendwann mal Sex hatte.
Da gibt es 15-jährige Burschen und Mädels die in dem Alter bereits mit mehr als 100 oder gar 200 verschiedenen Partnern Sex hatten.
Für jemanden wie mich, die zwar auch früh aufgeklärt wurde (dank an die Bravo Magazine meiner älteren Schwester) und auch früh Interesse am anderen Geschlecht zeigte, sind diese Umstände jedoch trotzdem schier unglaublich. Einfach unfassbar wie diese Kinder aufwachsen MÜSSEN.
Sie haben keinerlei Möglichkeiten daraus auszubrechen – bis auf die Arbeit der Arche – die aber viel zu wenig staatliche Unterstützung erhält.
Das erschreckende aber an all diesen sexuell hochaktiven Kindern ist – niemand von ihnen verhütet. Da gibt es Schwangerschaften mit 13 Jahren. Zweifach Väter im Altern von 17 Jahren. Von Geschlechtskrankheiten ganz zu schweigen. Sie denken nicht daran, es kümmert sie nicht, sie fürchten die Folgen nicht,…
Natürlich wusste ich dass viele einschlägige Videos auf WhatsApp etc. verschickt werden – ich selbst habe schon oft genug welche bekommen und gesehen. Auch weiß ich natürlich dass man im Internet sehr schnell fündig wird – egal in welcher Sparte. Das Kinder und Jugendliche ohne Aufsicht im Internet surfen war mir auch klar. Jedoch welche Ausmaße es angenommen hat und wie viele damit sogar von ihren Eltern und in ihrem Zuhause mit all dem zugedröhnt werden – das war mir nicht klar.
Ich hatte vor einiger Zeit eine Diskussion mit meiner Mutter, die sehr religiös ist über das Aufklären der Kinder. Ich fand die Aufklärung finde viel zu spät statt und in viel zu geringem Ausmaße. Meine Mutter vertrat im Grunde die gegenteilige Meinung. Sie kennt jedoch auch nicht die Bilder und Videoclips, die in Massen über WhatsApp verschickt werden und kennt auch keine Pornoseiten im Internet und wie leicht der Zugang zu ihnen ist.
Nach dem Lesen des Buches bin ich noch überzeugter davon, dass Kinder und Jugendliche früher und vor allem intensiver aufgeklärt gehören. Wenn sie tagtäglich Videos sehen, nichts anderes von den Eltern gezeigt und gelernt bekommen, dann glauben sie, dass all das in den Videos Realität ist. Das Liebe nur körperlich ist. Das Frauen unterdrückt werden. Das Sadomaso, Gangbangs,… normal sind. Es muss auf jeden Fall etwas unternommen werden – denn der Kreislauf dreht sich weiter und weiter.
Das Thema des Buches ist ein schlimmes und schockierendes. Es darf aber nicht ignoriert und totgeschwiegen werden.
Aus diesen Gründen und weil es mir viele neue Informationen gegeben hat gebe ich 💔💔💔💔💔 von 5 gebrochenen Herzen.
Link zur Homepage der Arche (Unterstützung wird immer benötigt – materiell oder durch ehrenamtliche Hilfe):
http://kinderprojekt-arche.eu
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